Vereinsgeschichte
Kleiner „historischer“ Überblick über die Geburt und das Leben der Loisachtaler Bauernbühne e.V.
Als im Sommer 1979 die „Urmutter“ der LBB, Sonja Reis aus Waldram, die Idee hatte, nicht immer allein zu Hause zu sitzen, sondern ihre Freizeit sinnvoller zu gestalten, fand sie in Gaby Rüth, ebenfalls eine Waldramerin, eine Gleichgesinnte. Zusammen entwarfen sie eine Kleinanzeige, die in einem Wolfratshauser Anzeigenblatt das Interesse von 13 theaterbegeisterten Idealisten fand. Man traf sich das ein oder andere Mal in der Waldramer Post und nach kurzer Zeit war klar: wir wollen einen Theaterverein gründen! Ein Name war sogleich gefunden, zumal das Ganze in Wolfratshausen an der Loisach von statten ging und wir uns für das Bauerntheater entschieden hatten – Loisachtaler Bauernbühne, kurz LBB (böse Zungen behaupten, das heißt „Lauter Bläde Buam“…).
So fanden sich diese 13 Theaterer am 20.07.1980 in der Klause der Wolfratshauser Gaststätte Humplbräu zu Ihrer konstituierenden Sitzung zusammen und gründeten offiziell die Loisachtaler Bauernbühne e. V.
Wir suchten aus vielen Stücken, die wir uns vom berühmten und größten Theaterverlag, dem Köhler-Verlag München, persönlich abholten, das Stück „Der Herr im Haus bin i“ aus und begannen mit den Proben (es handelte sich bei uns allen um absolute Laien, niemand stand bis dahin jemals auf einer Bühne!) und bis man sich umsah, konnten wir im Herbst 1981 zu unseren 1. Theateraufführungen in die Schulaula der Realschule Geretsried einladen. Die wenigen Vorstellungen waren im Nu ausverkauft und bekräftigten uns, weiter zu machen und so spielten wir auch im nächsten Jahr noch einmal in der Realschul-Aula.
Unsere Tradition, den weiblichen Besuchern eine Rose und den männlichen Besuchern ein Schnapserl zu kredenzen haben wir schon 1981 ins Leben gerufen und bis zum heutigen Tag beibehalten. Hierbei ist anzumerken, dass unser („königlich-bairischer“) Rosen-Lieferant immer noch der gleiche ist, nämlich das Blumenhaus Peter Geisler aus Hohenschäftlarn!
Nachdem im Jahre 1980 ein Monat vor unserer Vereinsgründung die Loisachhalle eröffnet wurde, eiferte Geretsried im Jahre 1982 nach und baute ebenfalls einen (zwar etwas kleineren) Kulturtempel, die Ratsstuben. Nach deren Fertigstellung haben wir uns dazu entschlossen, unsere künftigen Theaterstücke in eben diesen Ratsstuben aufzuführen, was mittlerweile jeweils im Herbst eine für Geretsried nicht mehr wegzudenkende Institution geworden ist.
Da wir ebenfalls traditionelle unsere Aufführungen von Anfang an in den Ratsstuben mit Bewirtung durchführten, war die Saalgröße mit ca. 200 Zuschauern für uns gerade recht. Im Laufe der Jahre mussten wir allerdings statt 1 oder 2 Wochenenden teilweise bis zu 6 oder 8 Wochenenden spielen, weil die Nachfrage nach Karten immer größer wurde, was uns natürlich immer freute.
Peter Struzyna, der damalige Leiter der Wolfratshauser Loisachhalle, hat unseren damaligen 1. Vorsitzenden, Wiggerl Gollwitzer (der übrigens bis heute immer noch unser 1. Vorsitzender ist!!), im Jahre 1982 mehr oder weniger dazu überredet, in der bis zu 1.000 Zuschauer fassenden Halle das mittlerweile ebenfalls traditionelle Starkbierfest mit politischen Pep aufzuwerten. Es wurde ein „Stammtisch“ auf der Bühne gegründet, an dem 4 Grantler über das politische Geschehen der Loisachstadt des abgelaufenen Jahres herzogen. Hilde Schrall schrieb damals die Texte in enger Zusammenarbeit mit den „Grantlern“ und es waren unzählige Abende und Kasten Bier erforderlich, um über die Lokalpolitiker herziehen zu können. Seit 1992 schreibt Gaby Rüth in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Akteuren die Starkbiertexte und wir sind mittlerweile vom Grantler-Stammtisch-Klischee abgekommen und führen spritzig aktuelle Sing- und Theaterspiele auf – sehr zur Freude des immer größer werdenden Starkbierfest-Besucher-Kreises.
2 Jahre später, also 1984, hat uns wieder Peter Struzyna dazu überredet, nicht nur in den Geretsrieder Ratsstuben zu spielen, sondern auch in der für uns bis dahin viel zu großen zählenden Loisachhalle zu spielen. Für uns eine große Herausforderung: 200 Zuschauer in Geretsried, 600 in Wolfratshausen! Aber auch diese Entscheidung war klug – was die ausverkauften Loisachhallen-Aufführungen 1984 und der folgenden Jahre bewiesen.
1994 bat uns die Stadt Wolfratshausen, an den Kulturtagen teilzunehmen – und zwar auf der kurz vorher eröffneten Bergwald-Bühne. Was passte hier besser, als d a s bairische Kultstück zu inszenieren: den Brandner Kaspar.
Eine große Herausforderung für uns, die wir mit Stolz und Bravour lösten und das Stück mit bis zu 80 Mitwirkenden (Schauspieler, Engerl und Heilige im Himmel, Statisten und Mitglieder von vielen Wolfratshauser Traditonsvereinen für die Brandner-Geburtstags-Szene, Musiker, Sängerinnen, Gstanzlsänger etc. etc.) besetzten.
Der „Brandner Kaspar“ wurde von uns in unregelmäßigen Abständen, jeweils zu bestimmten Anlässen, 1998 (Kulturtage). 2003 (1.000-Jahr-Feier Stadt Wolfratshausen) und 2009 (Wiedereröffnung Loisachhalle) noch einmal mit dem gleich großen Aufwand aufgeführt. 2009 übernahm Georg Steinbichler die Hauptrolle des Brandner’s, der bis dahin all die Jahre von Raimund Conzem gespielt wurde, der aber im Vorfeld zu den Proben 1 Tag vor Weihnachten 2008 völlig überraschend verstarb und in den ewigen Theaterhimmel aufstieg.
2007 führten wir an einer eigens dafür erbauten Bühne an der alten Floßlände in Wolfratshausen das aus der Feder von Jelena Zinneker entsprungene Stück „So vui Wunder“ auf – ein auf historischen Überlieferungen basierendes Stück über das Leben und Wirken des Wolfratshauser Ortsheiligen Conradus Nantovinus, dem Hl. Nantwein.
Auch 2010 wagen wir uns zusätzlich zu unserem Herbstück an ein historisches Stück anlässlich der Gründungsfeierlichkeiten Geretsrieds ran. Dieses Stück „Alles Blech“, ebenfalls wieder aus der Feder Jelena Zinnekers, erzählt die Geschichte einer Flüchtlingsfamilie, die, wie so viele Familien Geretsrieds, nach dem 2. Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben wurden und hier ein neues zu Hause fanden.
Seit vielen Jahren spielen wir sehr erfolgreich überwiegend Boulevard-Komödien („Der Preisboxer“, „Tante Jutta aus Kalkutta“ etc.), die wir allerdings zum Großteil in die bairische Sprache umschreiben, um unsere mittlerweile zum Markennamen emporgestiegene Bezeichnung „Bauerntheater“ gerecht zu bleiben.
Wir freuen wir uns, dass die Loisachtaler Bauernbühne e. V. zwischenzeitlich von anfänglich 13 Gründungsmitgliedern auf mittlerweile fast 100 Mitglieder angewachsen ist und wir damit unseren für das gemeinsame Mittelzentrums Wolfratshausen/Geretsried nicht mehr wegzudenkenden kulturellen Beitrag leisten können.
Dies insbesondere durch unsere Teilnahme an den verschiedensten kultur-historischen Veranstaltungen der Städte Wolfratshausen oder Geretsried, was uns nicht zuletzt deshalb auch die Verleihung des Kulturpreises der Stadt Wolfratshausen für das Jahr 2003 (1000-Jahr-Jubiläum) einbrachte, auf den wir alle besonders stolz sind.
Außerdem freuen wir uns, im Laufe unseres nun 35-jährigen Daseins eine so große Fan-Gemeinde geschaffen zu haben und werden uns auch künftig bemühen, ein Garant für die Reizung der Lachmuskeln zu bleiben.