Vereinsgeschichte

Kleiner „historischer“ Überblick über die Geburt und das Leben der Loisachtaler Bauernbühne e.V.


Im Sommer 1979 hatten die „Urmütter“ unserer Theatergruppe, Sonja Reis (†) und Gaby Rüth aus Waldram, die Idee, Theater spielen zu wollen. „Wir gründen eine Theatergruppe“, war ihre Idee.  Gaby, die bereits einige Bühnenerfahrung im Schauspielern hatte, entwarf deshalb kurzerhand eine Kleinanzeige in einem großen Anzeigenblatt mit folgendem Verserl: „Zum Theaterspuin suach ma Leit und wer a Lust hat und a Freid, meldt sich bei uns an, damit er recht bald kommen kann.“ (Nebenbei: Gespielt haben beide dann später oft, allerdings nie miteinander im selben Stück).

Große Freude: Es meldeten sich gleich 13 theaterbegeisterte Idealisten! Man traf sich das ein oder andere Mal in der Waldramer Post und nach kurzer Zeit war klar: „Wir wollen ein richtiger Theaterverein sein!“ Ein Name war bald gefunden, zumal das Ganze in Wolfratshausen an der Loisach vonstattenging und wir uns zunächst für Bauerntheater-Stücke entschieden hatten – Loisachtaler Bauernbühne, kurz LBB (böse Zungen behaupten, das heißt „Lauter Bläde Buam“…).

So fanden sich diese Theaterer am 20. Juli 1980 in der Klause der Wolfratshauser Gaststätte Humplbräu zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen und gründeten offiziell die Loisachtaler Bauernbühne e. V. als gemeinnützigen Verein mit Wiggerl Gollwitzer als unseren langjährigen genialen 1. Vorsitzenden (bis 2017).

Wir suchten aus vielen Stücken, die wir uns oft vom namhaften Köhler- Theaterverlag in München persönlich abholten, als unser erstes Stück „Der Herr im Haus bin i“ aus und begannen mit den Proben. Und bis man sich umsah, konnten wir im Herbst 1981 zu unseren 1. Theateraufführungen in die Aula der Realschule Geretsried einladen. Die wenigen Vorstellungen waren im Nu ausverkauft und bekräftigten uns, weiterzumachen, und so spielten wir auch im nächsten Jahr noch einmal in der Realschul-Aula.

Unsere Tradition, den weiblichen Besuchern eine Rose und den männlichen Besuchern ein Schnapserl zu kredenzen, haben wir von Anfang an ins Leben gerufen und beibehalten. Hierbei ist anzumerken, dass unser Rosen-Lieferant stets der gleiche ist, nämlich das Blumenhaus Peter Geisler aus Hohenschäftlarn!


Nachdem im Jahr 1980 die Loisachhalle als „Kulturzentrum im Oberland“ eröffnet wurde, eiferte Geretsried im Jahre 1982 nach und errichtete sich ebenfalls einen (zwar etwas kleineren) Kulturtempel: den Saal der Ratsstuben. Nach der Fertigstellung haben wir uns dazu entschlossen, unsere künftigen Theaterstücke in eben diesen Ratsstuben aufzuführen, was mittlerweile jeweils im Herbst eine für Geretsried nicht mehr wegzudenkende Institution geworden ist.

Da wir dort ebenfalls traditionell unsere Aufführungen von Anfang mit Bewirtung durchführten, war die Saalgröße mit zirka 200 Zuschauern für uns gerade recht. Im Laufe der Jahre mussten wir allerdings statt an 1 oder 2 Wochenenden bis zu 6 oder 8 Wochenenden spielen, weil die Nachfrage nach Karten immer größer wurde, was uns natürlich immer freute.

Peter Struzyna, der damalige Leiter des Kulturamts und somit auch der Loisachhalle, hat unseren damaligen 1. Vorsitzenden, Wiggerl (mittlerweile Ehrenmitglied), im Jahr 1982 mehr oder weniger dazu überredet, in der bis zu 1.000 Zuschauer fassenden Halle das mittlerweile ebenfalls traditionelle Starkbierfest mit politischen Pep aufzuwerten. Es wurde ein „Stammtisch“ auf der Bühne gegründet, an dem vier „Grantler“ über das politische Geschehen der Loisachstadt des abgelaufenen Jahres herzogen.

Unsere Hilde Schrall (†) schrieb damals die Texte in enger Zusammenarbeit mit den „Grantlern“. Es waren unzählige Abende und Kasten Bier erforderlich, um spitz und spritzig treffend über die Lokalpolitiker herziehen zu können. Von 1992 bis 2013 und nochmal 2019 war Gaby Rüth die Autorin mit einem Team – dazwischen und aktuell verfasst die Starkbiertexte eine neue Gruppe in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Akteuren. Schon bald waren wir vom Grantler-Stammtisch-Klischee abgekommen und führen kabarettistisch-freche Singspiele auf – sehr zur Freude der Starkbierfest-Fans.

1984 hat uns wieder Peter Struzyna davon überzeugt, nicht nur in den Geretsrieder Ratsstuben zu spielen, sondern auch in der für uns bis dahin viel zu großen Loisachhalle zu spielen. Für uns eine große Herausforderung: 200 Zuschauer in Geretsried, 600 in Wolfratshausen! Aber auch diese Entscheidung war klug – was die ausverkauften Loisachhallen-Aufführungen ab 1984 bewiesen.


1994 bat uns die Stadt Wolfratshausen, an den Kulturtagen teilzunehmen – und zwar auf der kurz vorher eröffneten Bergwald-Bühne. Was passte hier besser, als d a s bairische Kultstück zu inszenieren: „Der Brandner Kaspar und das ewig‘ Leben“ von Kurt Wilhelm. Eine große Herausforderung für uns, die wir mit Bravour lösten und das Stück mit bis zu 80 Mitwirkenden (Schauspieler, Engerl und Heilige im Himmel, Statisten und Mitglieder von vielen Wolfratshauser Traditonsvereinen für die Brandner-Geburtstags-Szene, Musiker, Sängerinnen, Gstanzlsänger usw.) besetzten. Dieses Stück wurde von uns in unregelmäßigen Abständen, oft zu bestimmten Anlässen, so zum Beispiel 1998 (Kulturtage), 2003 (1.000-Jahr-Feier Stadt Wolfratshausen) und 2009 (Wiedereröffnung Loisachhalle) oder 2017 mit einer Frau (Lisa Richter) als „Boandlkramer-IN“.

2007 führten wir an einer eigens dafür erbauten Bühne an der Alten Floßlände in Wolfratshausen das aus der Feder von Jelena Zinnecker entsprungene Stück „So vui Wunder“ auf – ein auf historischen Überlieferungen basierendes Stück über das Leben und Wirken des Wolfratshauser Ortsheiligen Conradus Nantovinus, dem Hl. Nantwein. Ein sensationeller Erfolg!

Auch 2010 wagen wir uns zusätzlich zu unserem Herbststück an ein historisches Stück anlässlich der Gründungsfeierlichkeiten Geretsrieds. Dieses Stück „Alles Blech“, ebenfalls wieder von Jelena Zinnecker, erzählt die Geschichte der Flüchtlingsfamilie Meinl, die, wie so viele Familien Geretsrieds, nach dem 2. Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben wurden und hier ein neues zu Hause fanden. Alle Aufführungen waren restlos ausverkauft!

Seit 2007 führen wir an Wolfratshauser Geschichte Interessierte mit unserer historischen Stadtführung „Splitter aus der Wolfratshauser Stadtgeschichte jeweils im Frühjahr und im Herbst durch die Wolfratshauser Altstadt. Verfasserin und Organisatorin ist Gaby Rüth (mittlerweile Ehrenmitglied), Veranstalter ist die Volkshochschule Wolfratshausen, Leiter ist Martin Melf. Das Besondere: Wir präsentieren unsere Vorträge in historischen Kostümen.

Im Herbst spielen wir meist Volksstücke oder gelegentlich Boulevard-Komödien. Letztere schreiben wir allerdings gerne in bairischen Dialekt um, um unseren mittlerweile zur Marke emporgestiegenen Namen „Bauernbühne“ gerecht zu bleiben.

Wir freuen wir uns, dass die Loisachtaler Bauernbühne e. V.  im Laufe der Jahre auf über 100 Mitglieder angewachsen ist und wir damit unseren kulturellen Beitrag für das gemeinsame Mittelzentrum Wolfratshausen/Geretsried leisten können. Dies insbesondere durch unsere Teilnahme an den verschiedensten kultur-historischen Veranstaltungen der Städte Wolfratshausen oder Geretsried, beispielsweise zahlreiche Aufführungen und Einsätze im ganzen Jahr 2003 im Rahmen von „1000-Jahre-Wolfratshausen“. Das brachte uns nicht zuletzt deshalb auch die Verleihung des Kulturpreises der Stadt Wolfratshausen für das Jahr 2003 ein, auf den wir alle besonders stolz sind.

Außerdem freuen wir uns, im Laufe unseres Daseins eine so große Fan-Gemeinde geschaffen zu haben. Wir werden stets gerne ein Garant für die Reizung der Lachmuskeln bleiben.

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